1844 Teilung der Bank of England

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Die Krise von 1837 hatte lange Nachwehen, an die sich selbst 1842 noch eine vollständige Nachkrise anschloß. Die Verblendung der Industriellen und der Kaufleute mit den currency principle hatte endlich jene Verwirrung in deren Köpfen verursacht, daß dessen Dogmen mit dem Bankakt von 1844 in einem nationalen Maßstab umgesetzt werden konnten. FE in KM: Das Kapital, Bd 3, S. 569
Diese Depreziation (Entwertung), nicht des Papiers gegen Gold, sondern des Goldes und Papiers zusammengenommen oder der gesamten Masse der Zirkulationsmittel eines Landes, ist eine der Haupterfindungen Ricardos, die Lord Overstone & Co in ihren Dienst preßten und zu einem Fundamentalprinzip von Sir Robert Peels Bankgesetzgebung von 1844 und 1845 machten. KM: Das Kapital, Bd 3, S. 563
Um die Schwierigkeiten beim Eintausch ungedeckter Banknoten in Gold zu überwinden, beschloß die englische Regierung auf Initiative von Robert Peels ein Gesetz zur Reform der Bank of England (den s.g. Bankakt, engl Bankact). Das Gesetz sah die Teilung der Bank in zwei unabhängig voneinander operierende Abteilungen vor: das Banking-Department und das Issue-Department. Das Issue-Department sollte die Herausgabe der Banknoten vornehmen, welche durch einen speziellen Goldfond, der stets verfügbar sein mußte, gedeckt sein sollten. Die Ausgabe ungedeckter Banknoten sollte auf 14 Millionen Pfund Sterling begrenzt werden. Die Menge der im Umlauf befindlichen Banknoten hing entgegen dem Bankgesetz von 1844 nicht vom Deckungsfond ab, sondern von der Nachfrage in der Zirkulationssphäre. Während den Wirtschaftskrisen von ??? und ??? setzte die englische Regierung ihr Gesetz von 1844 zeitweilig außer Kraft und erhöhte die Summe der ungedeckten Banknoten, um die erhöhte Nachfrage nach Geld zu befriedigen. Das Banking-Department war zur Ausführung reiner Bankoperationen vorgesehen. K Marx: Das Kapital, Bd.1, S. 862, Fn 177 und Bd3, S. 936, Rn 64
Der Bankakt von 1844 teilt die Bank von England in ein Notenausgabe-Departement und ein Bankdepartement. Das erstere erhält Sicherheiten – größtenteils Regierungsschuld – für 14 Millionen und den gesamten Metallschatz, der zu höchstens 1/4 aus Silber bestehn darf, und gibt für den Gesamtbetrag beider eine gleiche Summe von Noten aus. Soweit sich diese nicht in den Händen des Publikums befinden, liegen sie im Bankdepartement und bilden, mit der wenigen zum täglichen Gebrauch nötigen Münze (etwa einer Million) dessen stets bereite Reserve. Das Ausgabe-Departement gibt dem Publikum Gold für Noten und Noten für Gold; den übrigen Verkehr mit dem Publikum besorgt das Bankdepartement. Die 1844 zur Ausgabe eigner Noten in England und Wales berechtigten Privatbanken behalten dies Recht, doch wird ihre Notenausgabe kontingentiert; hört eine dieser Banken auf, eigne Noten auszugeben, so kann die Bank von England ihren ungedeckten Notenbetrag um 2/3 des eingegangnen Kontingents erhöhen; auf diesem Weg ist derselbe bis 1892 von 14 auf 161/2 Millionen Pfd.St. (genau 16.450.000 Pfd.St.) gestiegen. Für jede fünf Pfund in Gold also, die aus dem Bankschatz abfließen, geht eine Fünfpfundnote zurück an das Ausgabe-Departement und wird vernichtet; für jede dem Schatz zugehenden fünf Sovereigns kommt eine neue Fünfpfundnote in Umlauf. Damit ist Overstones ideale Papierzirkulation, die sich genau nach den Gesetzen der metallischen Zirkulation richtet, praktisch ausgeführt, und damit sind, nach den Behauptungen der Currency-Leute, die Krisen für immer unmöglich gemacht. In Wirklichkeit aber entzog die Trennung der Bank in zwei unabhängige Departements der Direktion die Möglichkeit, in entscheidenden Momenten über ihre gesamten disponiblen Mittel frei zu verfügen, so daß Fälle eintreten konnten, wo das Bankdepartement vor dem Bankerott stand, während das Ausgabe-Departement mehrere Millionen in Gold und außerdem noch seine 14 Millionen Sicherheiten intakt besaß. Und zwar konnte dies um so leichter eintreten, als in fast jeder Krise ein Abschnitt vorkommt, wo ein starker Goldabfluß ins Ausland stattfindet, der in der Hauptsache durch den Metallschatz der Bank zu decken ist. Für jede fünf Pfund aber, die dann ins Ausland fließen, wird der Zirkulation des Inlands eine Fünfpfundnote entzogen, also die Menge des Umlaufsmittels grade in dem Augenblick verkleinert, wo am meisten davon, und am nötigsten, gebraucht wird. Der Bankakt von 1844 provoziert also die sämtliche Handelswelt direkt dazu, bei hereinbrechender Krise sich einen Reserveschatz von Banknoten beizeiten anzulegen, also die Krise zu beschleunigen und zu verschärfen; er treibt durch diese, im entscheidenden Augenblick wirksam werdende, künstliche Steigerung der Nachfrage nach Geldakkommodation, d.h. nach Zahlungsmittel, bei gleichzeitiger Beschränkung der Zufuhr davon, den Zinsfuß in Krisen zu bisher unerhörter Höhe; statt also die Krisen zu beseitigen, steigert er sie vielmehr bis auf den Punkt, wo entweder die ganze industrielle Welt in die Brüche gehn muß oder der Bankakt. Zweimal, am 25. Okt. 1847 und am 12. Nov. 1857, war die Krisis auf diese Höhe gestiegen; da befreite die Regierung die Bank von der Beschränkung ihrer Notenausgabe, indem sie den Akt von 1844 suspendierte, und dies reichte beidemal hin, die Krise zu brechen. 1847 genügte die Gewißheit, daß nun wieder Banknoten gegen Sicherheit ersten Rangs zu haben seien, um die aufgeschatzten 4-5 Millionen Noten wieder ans Tageslicht und in die Zirkulation zu bringen; 1857 wurde bis nicht ganz eine Million in Noten über das gesetzliche Quantum ausgegeben, aber nur für ganz kurze Zeit. FE in KM: Das Kapital, Bd 3, S. 569 ff
Der Bankakt will den Zinssatz in Abhängigkeit von der im Besitz der BoE befindlichen Goldmenge regulieren. zit in KM: Das Kapital, Bd 3, S. 447 Die Unabhängigkeit von Goldmenge und Zinssatz wurde selbst von Herrn Overstone () in Aussage 3732 ad absurdum geführt: „Ich sage nicht, daß das der Fall ist … aber wenn dem so wäre, dann müssen wir meiner Ansicht nach noch schärfere Maßregeln ergreifen als die von 1844; denn wenn es wahr sein sollte, daß je größer der Goldschatz, desto niedriger der Zinsfuß, dann müßten wir an die Arbeit gehn, nach dieser Ansicht der Sache, und den Goldschatz bis auf einen unbegrenzten Betrag erhöhen, und dann würden wir den Zins auf 0 herabbringen.“ Overstone, zit in KM: Das Kapital, Bd 3, S. 4xx
Der Bankact des Herrn Overstone ist darauf ausgelegt, die unterschiedlichen Interessen zwischen Industrie- und Bankkapitals zum Vorteil des Geldkapitals zu beeinflussen. KM: Das Kapital, Bd 3, S. 530
Durch die ´Verwechslung´ des Herrn Overstone zwischen dem Preis resp. Wert der Ware und dem Wert des Geldes, nämlich dem Zinsfuß, kommt es zu folgender Auswirkung: „Diese Prinzipien scheinen mir von einer Art zu sein, daß sie dem Geld einen künstlichen hohen Wert und allen Waren einen künstlichen, ruinierend niedrigen Wert geben würden.“ Wylie in KM: Das Kapital, Bd 3, S. 569
Der Bankakt hat den Bankiers und Geldkapitalisten aller Art eine reiche Ernte geliefert. Aber er hat sehr schlecht gewirkt für den ehrlichen fleißigen Geschäftsmann, der Stetigkeit in der Diskontorate bedarf, so daß er seine Arrangements mit Zuversicht machen kann … er hat das Geldverleihen zu einem höchst profitlichen Geschäft gemacht. Der Bankakt befähigt die Londoner Aktienbanken, ihren Aktionären 20 bis 22% zu zahlen. Eine zahlte neulich 18%, und ich glaube, eine andere 20%; sie haben allen Grund, sehr entschieden für den Akt einzutreten. Kleine Geschäftsleute und respektable Kaufleute, die kein großes Kapital haben, kneift er sehr … Mr. Twells (Privatbankier, eine Art von Birminghamer Little-Shilling-Mann), seit 1801 Associé von Spooner, Attwoods & Co zit in KM: Das Kapital, Bd 3, S. 576
Durch das Kreditsystem, dessen institutioneller Mittelpunkt die angeblichen Nationalbanken sind, ist eine enorme Zentralisation in den Händen einer winzig kleinen Gruppe von Parasiten entstanden, welche dieser Bande auch noch die fabelhafte Machte gibt, die Anzahl der industriellen Kapitalisten (also Unternehmer) über heraufbeschworene Krisen periodisch zu dezimieren und auf gefährlichste Art und Weise in die reale Produktion einzugreifen – und diese Schmarotzer haben nichts, aber auch gar nichts mit der realen Produktion zu tun. Die Gesetze von 1844 und 1845 sind Beweis der wachsenden Macht dieser Banditen, in deren Gefolge sich die Finanziers und stock-jobbers rumdrücken. KM, Bd 3, S. 560