1210 Geburt des Kredits

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Darlehen und Kredit werden heutzutage völlig synonym verwandt, sind aber zwei völlig verschiedene Dinge. Darlehen kommt von Verleihen. Wie bei einem Eier-Darlehen, wo Hausfrau A zehn Eier an Hausfrau B verleiht, werden bei einem Gelddarlehen iHv 10 Münzen vom Verleiher zehn Münzen an den Anleiher verliehen. Hausfrau A könnte von B genauso 10% Zinsen verlangen, wie der Geld-Verleiher vom Geld-Anleiher und würde 11 Eier (statt 10) zurück bekommen. Beim Darlehen wird schon vorhandener Produkwert verliehen. IE, 2011
Was ist nun ein Kredit und worin liegt der Unterschied zum Darlehen? Dazu schauen wir uns einen ganz normalen Tauschvorgang an: A kauft bei B ein Brot. Angenommen, in einem Brot steckt ein Produktwert von 1h und in 1 g Silber stecken 10h, dann kostet das Brot 100 mg Silber. Beim normalen Kauf des Brotes, gibt der Bäcker dem A das Brot und A gibt B die 100 mg Silber. Angenommen, A hat die 100 mg Ag gerade nicht mit und vereinbart mit dem Bäcker, daß er sie später vorbei bringt. B gewährt dem A also den späteren Ausgleich der Produktwertdifferenz, womit wir schon bei der Definiton des Kredits sind: Der Kredit ist die Möglichkeit, die geschuldete Produktwertdifferenz zu einem späteren Zeitpunkt auszugleichen. B ist quasi der Kreditgeber und A der Kreditnehmer. Der Kredit ist nicht an die Existenz einer Bank oder das Vorhandensein von Geld gebunden. Den Kredit gibt es auch beim einfachen Warentausch, z.B. wenn sich Bäcker und Fleischer einigen, daß der Fleischer die geschuldete Wurst am nächsten Tag (nächste Woche oder Monat) vorbei bringt. IE, 2011
An der Kredit-Definition ändert sich auch nichts, wenn die Möglichkeit zum späteren Ausgleich der Produktwertdiferenz vom Bäcker an eine Bank übertragen wird. Angenommen, die Bank räumt dem A einen Überziehungskredit ein. Eigentlich hat A nichts auf seinem Konto, kann aber aufgrund des eingeräumten Überziehungskredites kan er 100 mg Silber abheben und diese beim Bäcker gegen ein Brot eintauschen. A schuldet jetzt nicht mehr dem Bäcker einen Produktwert iHv 1h, sondern der Bank. Daran ändert sich auch mit einem Wechsel nichts. Statt die 100 mg Silber direkt abzuheben, um damit das Brot bei B zu bezahlen, gibt A dem Bäcker einen Wechsel in Höhe von 100 mg Silber, den der Bäcker sich im Anschluß an den Verkauf des Brotes (z.B. Abends) bei der kontoführenden Bank auszahlen läßt. Die Bank verbucht die Auszahlung an B als Belastung vom Konto des A. Betrug der Kontostand vor der Belastung = X g Silber, dann beträgt er nach der Auszahlung = X – 100 mg Silber und der A ist der Bank zur Rückführung des Kredits verpflichtet. IE, 2011
Wenn A und B jeweils ein Konto bei einer Bank haben, kann die Übertragung von 100 mg Silber, die der A dem B z.B. für den Kauf eines Brotes schuldet, auch per Umbuchung von dem Konto des A auf das Konto des B erfolgen. Die Übergabe des Geldes erfolgt jetzt nicht mehr direkt im Laden, sondern als Belastung von Konto A und Gutschrift auf Konto B. IE, 201
Die Bänkster und ihre Klaqeure wollen uns nun einreden, daß das kreditieren einer Ware ihre Erfindung gewesen sei – und viele Leute glauben das auch noch. Wie wir gesehen haben, hat die Bank die Möglichkeit, Überziehungskredite zu gewähren und damit das Risiko des Zahlungsausfalls auf sich zu übernehmen. Aber auch das ist nur die halbe Wahrheit. Angenommen, der Bäcker geht mit dem Wechsel zur Bank und will ihn gegen das Silber eintauschen. Nun hat A aber nicht nur beim Bäcker mit Wechselschecks bezahlt, sondern auch beim Fleischer, Schneider, Winzer und Juwelier. Diese haben schon alle vor dem Bäcker ihre Wechsel eingelöst, so daß selbst der eingeräumte Überziehungskredit überzogen ist. Die Bank ist also nicht mehr verpflichtet, den Wechsel des Bäckers einzulösen. Der Bäcker bleibt also auf seinem Außenstand sitzen – er hat 1 Stunde Arbeitszeit (in Form des Brotes) an A veräußert und bekommt diese nicht in Form des Geldes (100 mg Silber = 1h Produktwert) ersetzt. Statt dessen wird dem Bäcker empfohlen, den Wechsel zu behalten und ihn bei seinem nächsten Einkauf an den Schuster weiter zu geben. Der Schuster soll ihn dann an den Klempner und der an den Maurer weiter geben, usw usf. Der Wechsel nimmt die Zirkulationsfunktion des Silbers an, aber nicht dessen Produktwert! Schauen wir uns noch eimal die Vorgänge Brot-Wechsel und Wechsel-Silber an, dann sehen diese Vorgänge genau wie Ware-Geld und Geld-Ware aus. Der Wechsel nimmt also die Position des Geldes ein, ohne dessen Produktwert zu haben. Diese Chance müssen die Bänkster gefeiert haben, wie einen Lottogewinn. Endlich war es ihnen möglich, ohne großen Aufwand Geld (in Form von Wechseln) zu ‚schöpfen’ – wovon sie auch regen Gebrauch machten. Bald überstieg die auf den Wechseln stehende Summe an Silber, die tatsächlich verfügbare Menge an Silber um das 10 fache. Als erstes nutzten die Bänkster diese Möglichkeit natürlich für sich selber. Wollten sie irgendeine Ware besitzen, z.B. ein schickes Haus, tolle Anzüg, Auto, Schmuck oder Brillianten, brauchten sie nur einen Wechsel ausstellen, auf dem irgendeine Silbermenge stand – und schon konnten sie alles kaufen, was ihr Herz begehrte. Natürlich blieb es nicht nur bei Waren, die andere hergestellt hatten, Bald kauften sich die Bänkster mit ihren Wechseln Juristen, welche die Gesetze nach ihren Interessen verfaßten und Politiker, die diese Interessen durch die Parlamente peitschten. Einen Wechsel kann nämlich theoretisch jedermann selber ausstellen, aber bald gab es ein Gesetz, das dieses Recht nur den Bänkstern zu billigte. Außerdem konnten sie sich Professoren kaufen, welche die Wirtschaftslehren so zu recht bogen, daß sie den Interessen der Bänkster nicht zu wider liefen. Alles in allem, konnten die Bänkster endlich daran gehen, die Gesellschaft nach ihrem Willen zu formen. Sie gleicht heute einer Pyramide, an deren Spitze die Bänkster stehen. Die Basis der Pyramide sind alle Waren-Produzenten und dazwischen gibt es die Schicht der Pseudo-Wichtigen: Rechtsanwälte, Beamte, … etc pp
Zarlenga empört sich zu Recht, so daß ich ihn einmal sinngemäß und unkorrigiert zitiere: „Sie (die Bänkster) entzogen der Gesellschaft Waren und Edelmetalle, ohne dafür einen gesellschaftlichen Beitrag zu leisten. Das Schöpfen von Buchgeld ist inflantionär, und da auf betrügerische Weise vorgetäuscht wird, daß diese Wechsel jederzeit in physisch vorhandene Edelmetalle eingetauscht werden können, bricht das System in dem Augenblick zusammen, wo alle Wechsel gleichzeitig eingelöst werden. … Eine grundsätzliche Diskussion über die ‚Schöpfung’ wertloser Wechsel und die Aushebelung des produktwertäquivalenten Austausches von Waren gegen Geld, eine Auseinandersetzung mit der Unmoral dieses Vorgehens sucht man (bis heute) vergeblich. Die Tatsache, daß den produzierenden Individuen Werte entzogen werden, ohne dafür eine gleichwertige Gegenleistung zu erbringen, wurde (und wird) nicht hinterfragt. ” Zarlenga, S. 114
Der totale Zusammenbruch ist bis heute ausgeblieben, weil die Bänkster immer wieder Mittel und Wege gefunden haben, ihren Betrug zu verschleiern. Der Tag der Abrechnung wird erst dann kommen, wenn die Produzenten den Produktwert der von ihnen hergestellten Waren und Dienstleistungen in seiner natürlichen Grundeinheit messen. IE, 2011