1500 – 1600 Inflationsrate iHv 470%

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zuvor siehe auch

1345 Venedigs Silberhandel ruiniert Europa
1364 Nikolaus Oresme
1485 Wettinische Teilung
1492 Christoph Kolumbus segelt gen Westen
1498 Kap der Guten Hoffnung

Hauptartikel

„Das geraubte Gold und Silber, was aus Südamerika nach Europa floß, hatte dramatische Auswirkungen auf die Warenpreise. In Frankreich stiegen die Preise zwischen 1492 und 1589 um 470%, in England um 500%, also das 5-fache.“ Zarlenga, S. 155 ff „Der Import von Edelmetallen aus Amerika bewirkte in Europa über 100 Jahre eine für damalige Zeiten immense Preissteigerung von fast 2% per anno, d.h. die Kaufkraft von 1 Unze Gold (= 31 g Au) ging von 2.400 Kühen um 1460 uZ auf 450 Kühe zurück. Für 1 Unze Silber bekam man um 1460 uZ 800 Kühe, nun nur noch 200 Kühe. Gold und Silber verlor innerhalb von 150 Jahren also etwa 80% seiner Kaufkraft, Silber 75%.“ RD 103

Kommentar

Wie ist der Preisanstieg zu erklären? Auf den ersten Blick scheint die Theorie der Produktwertäquivalenz zu versagen, denn wenn 1492 ein Brot gegen 100 mg Silber getauscht wurde, weil die Produktwerte der beiden Warenmengen je 1h betrugen, so kann es theoretisch nicht sein, daß 100 Jahre später ein Brot 500 mg Silber kostet. Zur Vereinfachung nehmen wir an, daß sich sowohl am Produktwert des Brotes, als auch am Produktwert des Silbers nichts geändert hat, dann werden 1 h gegen 5 h getauscht. Wie kann das sein? Nun, auf der Warenseite hat sich durch das geraubte Silber zunächst nichts geändert, so daß einer wachsenden Gold und Silbermenge immer noch die gleiche Warenmenge gegenüber steht. Die wachsende Edelmetallmenge verteilt sich dann auf die gleichbleibende Warenmenge, von ursprünglich 1:1 auf 1:2 über 1:3 bis auf 1:5 am Ende. Wie Jacob feststellte, verteilte sich der Preisanstieg gleichmäßig über die gesamte Periode, was kein Wunder ist, da die Lieferungen ja immer relativ gleichmäßig Schiff für Schiff in Europa eintrafen. IE, 2011
Auf eine Aussage möchte ich noch explizit eingehen: ‚So verloren Gold und Silber über 80% ihres Wertes. All jene, die an das Motto „Gold ist Geld” glauben, scheinen sich dieser Tatsache nicht bewußt zu sein.’ Zarlenga, S. 156 Hat man um 1500 für 100 mg Silber (PSilber=1h) noch ein Brot bekommen (PBrot=1h), so mußte man um 1600 für ein Brot 500 mg Silber (PSilber=5h)bezahlen. Am Produktwert des Silbers hat sich nichts geändert, aber an dessen Tauschwert! Für 1h Silber bekam man ursprünglich 1h Brot, später bekam man für 5h Silber 1h Brot, oder, was das Gleiche ist, für 1h Silber 0,2h Brot. Der Tauschwert des Silbers ist tatsächlich von 1h auf 0,2h gefallen. Das hat aber nichts mit der Gelddefinition zu tun (zur Erinnerung: Geld ist jene Ware, die man gegen jede andere Ware tauschen kann), sondern mit dem kostenlosen Zustrom von Gold und Silber, denn die Indios bekamen für ihre Arbeitszeit in den Bergwerken nur Schläge als Lohn – und keine äquivalente Warenmenge! Die Arbeitszeit der Indios erschien somit nicht in der europäischen Bruttoarbeitszeit, aber deren Produkte! Dies führte zu der dramatischen Inflation in Europa, nicht die Funktion der Edelmetalle als Geld! IE, 2011