8.300 vuZ Ackerbau

Ackerbau war der nächste wirtschaftliche Entwicklungssprung, der vor etwa 10.000 Jahren im Vorderen Orient (Norden des heutigen Irak IA, 14) mit dem Ackerbau begann. Wir wissen nicht, wie lange es gedauert hat, bis aus wild wachsenden Gräsern Hirse, Hafer, Gerste, Weizen, Roggen und Mais wurde. Das Problem bestand darin, die Gräser daran zu hindern, ihren Samen beim leisesten Windhauch auszustreuen. Der Mensch begann durch Selektion jene Sorten heraus zu züchten, die ihre Körner besonders lange und fest halten. Das mag etliche Jahrhunderte gedauert haben. Dann aber hielten die Gräser ihre Samenkörner so fest, daß man sie nur noch durch Dreschen heraus lösen konnte. Zwischen Euphrat und Tigris fand man Siedlungen, in denen es bereits 5.000 vuZ kultivierte Weizensorten gab. Diese Getreidezüchtungen fanden ihre Verbreitung. So ist der Weizenanbau am Nil seit ca. 6.000 Jahren (4.000 vuZ) nachgewiesen. Nach Europa gelangte er etwa vor 5.000 Jahren (also 3.000 vuZ). P Klemm, S. 30 ff

Karte mit den ältesten Getreideanbaugebieten der Erde in GiÜ, S.37

Der Ackerbau war eine mühsame und zermürbende Arbeit, aber die Erträge übertrafen den Bedarf an Nahrungsmitteln. Aus den Getreidekörner wurde Mehl gemahlen, was getrocknet monatelang aufbewahrt werden konnte, ohne zu verderben. Aus dem Mehl konnte dann später schmack- und nahrhaftes Brot gebacken werden. IA, 14 weiter F 1.800 vuZ Sauerteigbrot

Ackerbau und Viehzucht dienten als zuverlässige Quelle der Ernährung. Solange der Ackerbau auf primitive Weise betrieben wurde, war er vornehmlich eine Beschäftigung der Frauen, die am häuslichen Herd blieben, während die Männer auf Jagd gingen. Die Frauen hatten lange Zeit die führende Rolle in der Gentilgemeinschaft. Die Verwandschaft wurde nach der mütterlichen Linie benannt (Matriarchat). LB PolÖk, S. 24

Garten Eden

Das Dasein als Bauer war harte, körperliche Arbeit (Plackerei). Selbst der Einsatz von Tieren erleichterte damals die Arbeit nicht wesentlich. Es ist durchaus möglich, daß sich die damaligen Bauern wehmütig an die Zeit als Jäger und Sammler erinnerten, als sie frei herumstreiften und einen vergleichsweise müßigeren Tagesablauf hatten. Es ist durchaus möglich, daß sie sich Abends Geschichten vom Paradies erzählten, wo es ihnen einst so gut ging. Diese Geschichte hielt dann unter dem Stichwort „Garten Eden“ Einzug in die Bibel. IA, 14

Kain und Abel

Kain war der erste Sohn Adam´s, Abel sein zweiter. Kain wurde Ackermann (Bauer), Abel Schäfer. Durch den Ackerbau konnten pro Quadratmeter Boden mehr Menschen ernährt werden als zuvor. Dadurch überlebten zum einen mehr Kinder und auch die Erwachsenen verhungerten nicht mehr so schnell. Die Menschheit begann nennenswert zu wachsen. Der Bevölkerungsanteil der Bauern wuchs schneller als der der Hirten, so daß immer mehr Brachland als Ackerland kultiviert wurde, was wiederum zur Reduzierung von Weideland für die Viehzüchter führte. Es ist also durchaus vorstellbar, daß es zu Konflikten zwischen den Landwirten und Tierzüchtern kam, die im Brudermord von Kain an Abel endeten. IA, 14

Eigentum an Grund und Boden

Der Ackerbau bildet zugleich die Wurzel des Eigentums: wer den Boden gerodet, gepflügt, beflanzt und geerntet hat, dem gehört sowohl der Boden als auch die Ernte. CdE, S. 473, 486 – ganz einfach, weil sowohl in dem gerodeten Boden als auch in der Ernte seine Arbeitszeit steckt. Aus dem Besitz entwickelt sich später das Eigentum, übrigens lange bevor es so etwas wie einen Staat mit einem Rechtssystem gab. IE2014
Wer das ganze Jahr mühsam sein Feld bestellt, zieht nicht einfach weiter und fängt von vorne an. Der Bauer bindet sich durch seine Arbeit an Land und Hof. IA, 15

Arbeitsteilung und Warentausch

Der Ackerbau ermöglichte es, mehr Nahrung zu produzieren, als für den Eigenbedarf gebraucht wurde. Als Folge konnten einige Menschen anderen Tätigkeiten nachgehen, als der unmittelbaren Nahrungsbeschaffung und ihre Erzeugnisse gegen das Mehrprodukt des Bauern tauschen. IA, 15

Ausdehnung des Handel

Jene Produkte die hergestellt wurden und nicht zur unmittelbaren Befriedigung eines Bedarfs (oder Bedürfnisses) gebraucht wurden, konnten gegen die Produkte anderer Gemeinschaften getauscht werden: Kupfer aus Zypern gegen Seide aus China. Damit die individuelle Arbeitszeit des Bergmanns eine gesellschaftliche Anerkennung findet, muß dessen Mehrprodukt gegen das Mehrprodukt des Seidenzüchters getauscht werden. Der zunächst regionale Austausch der Mehrprodukte weitete sich immer mehr aus und erreichte schon damals globale Ausmaße. P Klemm, S. 40

Wissenschaft und technischer Fortschritt

Auf dem engen Territorium einer Siedlung standen deren Bewohner in einem Kontakt. Das erleichterte die Verständigung. Erfindungen und neue Ideen machten schnell die Runde. IA, 15

Zivilisation

Mit dem Ackerbau entstand eine neue und vielschichtige Lebensform der Menschen, die wir Zivilisation (lat, dt = Stadtbewohner) nennen. Am Anfang waren die zivilisierten Gebiete noch sehr klein, aber diese Lebensform dehnte sich unaufhaltsam aus. Heute gilt die ganze Fläche der Erde als zivilisiert. IA, 15