400 vuZ Silberbergbau in Griechenland

„Überlieferungen von Xenophones (426-355 vuZ) erlauben uns einen kleinen Einblick in die Arbeitsbedingungen antiker Bergleute. In Bergwerken mußten ausschließlich Sklaven arbeiten, die pro Jahr höchstens 5 freie Tage hatten. Während der Arbeit mußten sie Fußfesseln tragen. Um den Abbauquerschnitt durch totes Gestein möglichst gering zu halten, waren die Stollen höchstens so hoch, daß ein Mensch in gebückter Stellung arbeiten konnte, also 50-60 cm. Die Luft vor Ort wurde durch die ständig brennende Öllampe verpestet, da die Bergwerksbesitzer von Bewetterungsstollen aus Kostengründen absahen. Außerdem wurde die Arbeit durch eine extrem hohe Luftfeuchte und mit der Tiefe zunehmende Gesteinstemperatur erschwert.“ Xenophones, zit i Rebrik, S. 125 ff

„In den Gruben Laurions waren durchschnittlich 20.000 Sklaven beschäftigt, im 4. Jh vuZ bis zu 35.000 Sklaven. Rebrik, S. 129 Die Firsthöhe variierte zwischen 60 cm und 1 m. Die Bergleute mußten z.T. auf dem Rücken oder Bauch liegend arbeiten. Die Gesamtlänge aller Strecken und Stollen erreichte am Ende ca. 150 Kilometer. Rebrik, S. 136 Interessant ist die Vortriebsgeschwindigkeit. Bei einem Querschnitt von 60×60 cm² wurden in 9-10 Stunden Arbeit je nach Gesteinshärte 10 bis 17 cm Vortrieb erreicht. In diesen 10 Stunden konnte der Bergmann aber weder aufstehen und seine Glieder recken, noch sich irgendwo zur Notdurft hinsetzen, denn er steckte auf dem Rücken oder Bauch liegend in einem 60×60 cm² großen dunklem Gang.“ Rebrik, S. 145Silbererze sind oft mit Schwefel und Arsen vergesellschaftet. Aus den Silbergruben kam deshalb „ein für alle Lebewesen giftiger Geruch (Plinius)“. Von Lukrez gab eine ausführlichere Schilderung ungesunder Wetter: „Wo man Gold und Silberminen bloßlegt ziehen von unten her üble Schwaden auf … Was für ein entstelltes Antlitz haben die Bergleute und welch bleiche Hautfarbe. Im allgemeinen gehen sie in recht kurzer Zeit zugrunde, ihnen fehlen alle Lebenskräfte.“ Rebrik, S. 150

„Als die Sonne über den Bergen aufgeht, dröhnen Hammerschläge gegen Eisenstangen und rufen die Sklaven aus den Lehmhütten. Sie kommen nackt, frierend und unausgeschlafen heraus, weil ihnen der Sklavenbesitzer nicht einmal Hemd und Hose gönnt. Einer der Sklaven ist Pontios, ein 12 jähriger Junge vom Schwarzen Meer. Als10 jähriger wurde er von seiner Mutter getrennt und mußte in einer großen Töpferwerkstatt arbeiten. Als wegen ihm fertige Krüge zu Bruch gingen, wurde er als Bergwerkssklave nach Laurion verkauft. Seit er hier in den Silberminen ist, hat er sich nicht mehr waschen können. Er wird sich auch nie wieder richtig waschen können, denn das Wasser müßte aus der Ebene in die Berge gebracht werden, was für den Sklavenhaltern viel zu aufwendig wäre. Bewaffnete und Peitschen tragende Aufseher befehlen „Antreten!“. Den Sklaven wurde ein eiserner Ring um den Hals geschmiedet, den sie Tag und Nacht tragen müssen. Er tut weh und scheuert den Hals blutig, doch was schert das die Aufseher oder Sklavenhalter. Auf ihrem Marsch zu den Gruben werden die Sklaven angekettet, damit ja keiner versucht, zu fliehen. Jeder Aufseher treibt 20 Sklaven in die Bergwerke. Am Einstieg in die Gruben werden die Sklaven wieder losgekettet. Ein kleiner Augenblick, wo Pontios seine Augen über die Landschaft ziehen lassen kann. Sein Blick verweilt an der Seilwinde, mit der die erzgefüllten Körbe nach oben gezogen werden. Er wöllte lieber in der Sonne an der Winde arbeiten, als in dem finsteren Schacht. Oder am Sortiertisch, wo das taube Gestein herausgeklaubt wird; oder als Träger, die das silberhaltige Erz zur Mühle bringen, wo es von großen Mahlsteinen zerkleinert wird; oder am Joch die Mahlsteine drehen. Noch viel lieber wäre er an der Wäsche neben der Mühle, wo das zerkleinerte Erz gereinigt wird, bevor es zum Schmelzen auf den Herd kommt. Da trifft ihn ein Peitschenhieb. „Gaff nicht rum, du Lümmel!“ wird er angeherrscht. „Steig ein!“ 40 Meter tief führt die Leiter. Pontios erinnert sich an seinen ersten Arbeitstag, als er bei jedem Tritt befürchtete, abzustürzen. Vom Schacht aus wurden seitliche Stollen in das schiefrige Gestein getrieben. Die Stollen folgen den Silberadern und sind so eng, daß darin nur ein einziger Sklave arbeiten kann. Mit schweren Eisenhauen wird Brocken um Brocken aus der Stollenscheibe gebrochen. Der Ruß der Öllampe brennt in den Augen und der Lunge. Das Anlegen von Bewetterungsstollen ist für die Sklavenhalter viel zu aufwendig, weswegen es einfach keine gibt. Für 1 Meter Vortrieb braucht ein Sklave ca. 70 Arbeitsstunden. Die Eisenhaue wird von Stunde zu Stunde schwerer, jeder Muskel schmerzt vor Anspannung. 12 Stunden müssen die Sklaven arbeiten. Kinder wie Pontios kriechen mit einem Holztrog in die Stollen und sammeln die herausgebrochenen Brocken ein. Ellebogen und Knie sind von den scharfen Gesteinskanten zerschunden und mit verkrustetem Blut bedeckt. Immer wieder brechen die Wunden auf. Nachdem der Holztrog beladen wurde, wird er mit einer Seilwinde zum Schacht gezerrt. Das Öl in der Grubenlampe geht zur Neige, der 12 stündige Arbeitstag ist um. Die 2. Schicht wurde bereits zum Schacht getrieben, Pontios und seine Schicksalsgenossen wanken in der letzten Abenddämmerung angekettet zu den Hütten zurück. Pontios hat sein grausames Los nur kurze Zeit ertragen, er wurde von den Aufsehern der Sklavenhalter zu Tote geschunden.“ H Mühlstedt: Der Geschichtslehrer erzählt, Bd. 1, S. 193