2.500 vuZ Sin-Tempel von Chafadschi

„Reißt die Hütten nieder und verlaßt den Hügel!“ brüllt der Priester aus dem Mondgott-Tempel, „Sin, die silberne Mondsichel will es so!“. Die harten Worte gelten den Bewohnern der Hütten, die auf dem höchsten Hügel der Siedlung Chafadschi (im heutigen Irak) Schutz gesucht hatten. Hier oben soll ein Tempel entstehen, um dem Gott näher zu sein.

Für den Bau muß jede Familie täglich einen Mann mit Werkzeug, Lastschlitten oder Ochsengespann abstellen. Hunderte Menschen arbeiten in der Glut der Sonne, vor allem Frauen. Sie formen mit ihren Händen Ziegel aus Lehm und Häckselstroh. Der Priester treibt sie zur Eile an: „Heh, bewegt Euch. Verschnauft nicht alle par Augenblicke oder wollt ihr die silberne Mondsichel zornig machen?“. Die Frauen formen Ziegel um Ziegel. 12 Stück werden in einen Korb gelegt und von einem Träger zum Trockenplatz getragen. Später werden die Ziegel in der Sonne gestapelt, um sie auszuhärten. Auf dem Hügel wird eine riesige Grube ausgehoben (6 Manneslängen tief), damit der Tempel auf ´reiner´ Erde steht, die weder Mensch noch Tier zuvor verunreinigt hat. Hunderte Ochsengespanne schleppen die unreine Erde in die Wüste und bringen ´reinen´ Sand zurück. Damit wird die Grube ausgefüllt. Auf diesem dicken Sandpolster wird ein mächtiges Fundament mit den getrockneten Lehmziegeln errichtet. Auf dem Fundament des Tempelbezirkes werden die Terrasse für das Heilige Haus, die Höfe und Gebäude der Priester abgesteckt. Hunderte Hände mauern Ziegel um Ziegel, hunderte Handlanger reichen sie zu. Der Baumeister hält immer wieder das Senklot zur Prüfung an die Häuserkanten. Gebäude um Gebäude entsteht. Bald können die Priester (und der Mondgott) Einzug halten.