1961 Operation Grenzsicherung

Am Sonntag, den 13. August 1961 um 0:00 Uhr löste Erich Honecker, der sich im Quartier des Einsatzstabes befand, Alarm aus. Damit begann die Operation Grenzsicherung. Um 1:40 wurden die Kampfgruppen in Alarmbereitschaft versetzt. Um 2:30 Uhr erfolgte eine Einweisung der leitenden Funktionäre von CDU, DBD, LDPD und NDPD. Die leitenden Funktionäre der SED, FDGB und FDJ wurden um 2:45 Uhr alarmiert. Noch in der Nacht wurden von bewaffneten Kräften Stacheldrahtverhaue an der Grenze zu Westberlin errichtet. Um 3:25 Uhr erhielt der RIAS-Redakteur eine Eilmeldung der Nachrichtenagentur UPI (United Press International) und verlaß folgende Mitteilung: ´Starke Verbände der kommunistischen Volkspolizei haben die Sektorengrenze zwischen Ost- und Westberlin abgeriegelt.´ Die Stacheldrahtbarrikaden wurden in den folgenden Tagen rasch verstärkt. Sie wurden auf Ostberliner Territorium errichtet und überschritten die Grenze zu den Westsektoren um keinen Zentimeter. Der bis dahin durchgehende S- und U-Bahnverkehr wurde an der Grenze zu Westberlin unterbrochen. An einigen Stellen wurden Grenzübergangsstellen eingerichtet, an denen Menschen, Fahrzeuge und Güter die Grenze nach Kontrollen durch die Grenzpolizei und den Zoll passieren konnten. Parallel zur Operation in Berlin verstärkten bewaffnete Kräfte die Grenzanlagen zwischen der DDR und der BRD.

Gegen 4:30 Uhr diskutierte Ernst Lemmer (BRD-Minister  für Gesamtdeutsche Fragen) und Hans Globke (Staatssekretär von Bundeskanzler Konrad Adenauer) ob es angemessen sei, den 85 Jahre alten Konrad Adenauer in Bad Honnef per Telefon zu wecken. Adenauer bestellte Hans Globke und Heinrich Krone (Vorsitzender der CDU-Bundestagsfraktion) zum Morgen des 13.8. zu sich. Gemeinsam beschlossen sie angesichts der Vorgänge in Berlin ´Ruhe zu bewahren´. Einem RIAS-Reporter sagte Adenauer ins Mikrofon: ´Die Alliierten werden Gegenmaßnahmen treffen, auf die alle Deutschen vertrauen können.´

JF Kennedy äußerte, nachdem er von Dean Rusk (Außenminister der USA) von den Vorfällen in Berlin unterrichtet wurde: ´Das ist die Lösung.´ Danach begab er sich an Bord seiner Jacht Marlin und machte Urlaub.

Weder Charles de Gaulle (Staatspräsident von Frankreich) noch Harold Macmillan (Premier von Großbritannien) dachten daran, ihr Wochenende wegen der Grenzsicherung in Berlin zu unterbrechen.

Die Generäle der westlichen Alliierten kamen am 13.8.1961 gegen Mittag in der Viermächte-Kommandantur in Berlin-Dahlem zusammen. Sie ließen Willy Brandt, den regierenden Bürgermeister von Westberlin eine halbe Stunde warten, bevor sie bereit waren, ihn zu empfangen. Brandts Aufforderung, etwas zu unternehmen und wenigstens Patrouillen an die Sektorengrenze zu schicken, wurde zurückgewiesen. Die Generäle hatte (schon um diese Zeit!) von ihren Regierungen die strikte Anweisung, nichts zu unternehmen, solange die Westsektoren nicht angegriffen werden. Sie forderten im Gegenzug Willy Brandt auf, Westberliner Polizei an die Grenze zu schicken, um Zusammenstöße zwischen Westberliner Demonstranten und DDR-Kampfgruppen zu verhindern. Erst 36 h später reichten die Stadtkommandanten der Westalliierten einen offiziellen Protest bei ihrem sowjetischen Kollegen ein, der nichteinmal besonders  scharf formuliert war.

In späteren Stellungnahmen äußerte sich JF Kennedy und die anderen westlichen Regierungschefs betont zurückhaltend. Sie scheinen die Gefahr eines militärischen Konflikts mit Atomwaffen erkannt zu haben. Offensichtlich hat man im Westen mit der Neuauflage einer Berlin-Blockade oder einer Abriegelung Ostberlins von der DDR gerechnet, um den eskalierenden Flüchtlingsstrom zu unterbinden. Nun aber wurde der Sperrriegel mitten durch Berlin gelegt, entlang jener Linie, die bereits seit 1948 den Geltungsbereich der jeweiligen Währung markierte.

Quelle: Siegfried Prokop in Die Berliner Mauer, S.41-44

Die Menschen entlang der Bernauer Straße (ca. 2000) wurden aus ihren Wohnungen vertrieben, die Häuserfenster zugemauert. Umsiedlungsaktionen fanden später auch in anderen Stadteilen statt. SP,S.59

Ab Herbst 1961 wurden die Stacheldrahtbarrikaden nach und nach durch Beton-Fertigteile ersetzt, die immer stabiler wurden. Die Bezeichnung ´antifaschistischer Schutzwall´ geht auf Horst Sindermann zurück, der im Auftrag des Politbüros der SED eine ideologische Begründung zu erarbeiten hatte. SP,S.56

Am 23. Juni 1963 beschloß die DDR, den Schutzwall zu einem richtigen Grenzgebiet auszubauen. Das beinhaltete einen 10 m breiten äußeren Kontrollstreifen (zwischen des Berliner Westsektoren und dem Gebiet der DDR), entlang der inneren Berliner Sektorengrenze einen 100 m breiten Kontrollstreifen und im Bezirk Potsdam einen 500 m breiten Kontrollstreifen. Bis 1970 wurde eine 165,7 km lange Sperranlage errichtet, die aus 3,50 – 4,20 m hohen Betonplatten mit aufmontierten Rohr als vorderes Sperrelement bestand. Nach 1970 wurden weitere Verstärkungen der Grenzanlage vorgenommen. Hinter den Betonplatten verlief der Kontrollstreifen, danach ein Kfz-Graben, der Kolonenweg für die Grenzsoldaten, dann Hundelaufanlagen, dahinter Stolperdrähte mit Signalanlagen.. Den Abschluß bildete ein Metallgitterzaun mit Signalanlage. Aller paar Meter wurden Lichtmasten zur nächtlichen Beleuchtung und Beobachtungstürme errichtet. Besonders wichtige stellen erhielten Panzersperren und Bunker. SP,S.57+58