1627 Ulmer Eichkessel

Der Rat der Stadt Ulm bat Johannes Kepler, einem zur damaligen Zeit sehr bekannten Physiker, alle Größeneinheiten der Stadt in einem Standardmaß zu vereinen. Kepler empfahl den Bau eines Kessels, auf dem folgender Reim stehen soll:
„Zween Schuch mein tieffe,
ein ele mein Quer,
ein geeichter aimer macht mich lehr,
dan sind mir vierthalb centner bliben,
vol Thonauwasser wege ich Siben.
Doch liber mich mit Kernen eich
und vierundsechszig mal abstreich,
so bistu neinzig ime reich.“
Dieser Kessel sollte als Eichmaß dienen und wurde ´Ulmer Stanter´ (Ulmer Standard) genannt.
(Q: H Kant in Maße, Münzen und Gewichte, 1987, S. 359)

Es wird also versucht, das Volumen und die Masse in einem Maß zu vereinen. Heute weiß jeder Physikschüler, daß Volumen und Masse unabhängige Größen sind. Aus beiden Größen läßt sich die Dichte ableiten, welche aber stoffspezifisch ist, d.h. von Stoff zu Stoff unterschiedlich. Deshalb wird empfohlen, den Kessel mit Donauwasser zu füllen. Aufgrund dessen Dichte und dem Volumen des Kessels (über das Zylindervolumen V = ¼ π d² h mit d = 1 Elle und h = 2 Schuh berechenbar) ergibt sich das Gesamtgewicht des Kessels (= 7 Zentner). Das Leergewicht des Kessels (vermutlich aus Kupfer) wird mit ´vierthalb´ Zentner angegeben. ´Vierthalb´ bedeutet wahrscheinlich ´vier Halbe´, was als0 2 Zentner wären. Die Gewichtsangabe, welches der mit Kernen gefüllte Kessel haben soll (wahrscheinlich 64 mal 1 Handvoll Weizenkörner), ist möglicherweise ein Ulk und wird von mir als ´so bist Du immer reich´ oder ´so hast du immer zu essen´ gedeutet.